Gewalt und Gelächter
Amtsübergabe des Präsidenten
Der artige Festakt wurde nur durch eine Handvoll junger Leute aufgepeppt: sie klatschten unerwartet bei falschen Stichworten und skandierten „Peter, Peter“, warfen Konfetti und Luftschlangen hoch, sie riefen „hoch die neo-li-be-rale Uni-ver-si-tät!“.
Aber das tat der Stimmung keinen Abbruch, im Gegenteil, hatte man durchaus das Gefühl, dass sich Peter André Alt über ein Aufblitzen kritischer Geister an der Uni gefreut hat. Zumindest geschmunzelt. Wie heißt es so schön: die Geister, die ich rief wird‘ ich nun nicht mehr los. Wenn man Intelligenz und Kritikfähigkeit fördert, dann kommt sie auch zur Anwendung. Auf welche Weise, das ist eben die Überraschung.
Alle waren in den Henry-Ford-Bau gekommen um sie zu feiern: Der Vorsitzende des Kuratoriums, Professor Zöllner, der Wissenschaftssenator und Regierende Bürgermeister, Michael Müller, der scheidende Präsident, Peter André Alt, und schließlich der kommende Präsident, Günter Ziegler. Alles Männer, jeder redete in wohlgesetzten Worten, wie man es auch nicht anders erwartet hatte. Jedoch hatte Professor Ziegler den Reigen nicht beendet, sondern zwei jungen Frauen, den AStA-Vorsitzenden, das Schlusswort überlassen. Zwar hätten sie kein Recht zu sprechen, jedoch verträten sie doch die übergroße Majorität der Universitätsangehörigen: die Studierendenschaft. Stimmt.
Die gesamte Universität findet statt, um sie auszubilden, die lernwilligen jungen Menschen, die Elite von morgen. Nein, wir betreiben Forschung, das ist unsere zweite Säule! Lehre und Forschung. Aber was nutzt die ganze Exzellenz, wenn bei den Studierenden nichts davon ankommt, im Gegenteil, wenn die Professoren, die Wissen vermitteln sollen, ganz und gar von der Jagd nach Dritt- und Sondermitteln absorbiert werden? Das wird man doch noch fragen dürfen?
Die Studierenden-Vertreterinnnen haben beklagt, dass Protestierende mittels prügelnder Wachschutzleute aus den Räumen der Universität entfernt worden sind. So geschehen unter der Ägide Peter André Alts.
Hier schließt sich der Kreis: Gewalt und Gelächter. Im gleichnamigen Roman von Albert Cossery wird die Wirkung von Subversivität des Gelächters gegen Gewalt von Oben geschildert. Lesen bildet!
Zum Schluss spielte „Blech Beauty“ vom Collegium Musicum auf: versöhnlich-heiter