Höchststände an Neuinfektionen sorgen in Krankenhäusern für desaströse Bedingungen bei Krankenhauspersonal und Patient*innen. Privatisierte Kliniken versuchen gleichzeitig ihre Profite zu steigern und üben Druck auf die Beschäftigten aus, damit über die Zustände nichts an die Öffentlichkeit dringt.
Das bekam zuletzt Romana Knezevic zu spüren, eine Pflegefachkraft und Betriebsrätin in der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg. Sie bewies großen Mut und berichtete am 17. Dezember gegenüber dem Hamburg Journal, dass durch einen erheblichen Personalmangel die Behandlung und Sterbebegleitung von Patient*innen leidet. Auf der Intensivstation des St. Georg sei mit einem Betreuungsschlüssel von eins zu fünf gearbeitet worden, obwohl ein Schlüssel von eins zu zwei bzw. eins zu eins vorgesehen ist. Aufgrund zusätzlichem Personalmangel im Reinigungsbereich, musste das Pflegepersonal diese Arbeit teilweise noch mit übernehmen. Patient*innen mussten allein in ihrem Zimmer versterben.
Die Pflegerin und Betriebsrätin Romana Knezevic gehört zu den Menschen, die wir inmitten der Corona-Pandemie nicht genug wertschätzen können. Tagtäglich setzt sie sich in ihrem Beruf einem Ansteckungsrisiko aus, um anderen Menschen zu helfen. Ihr Vorgehen und ihr Schritt in die Öffentlichkeit steht exemplarisch für zigtausende andere systemrelevante Beschäftigte im Gesundheitssektor.
Mit dem Statement von Romana Knezevic im Hamburg Journal machte sie Zustände öffentlich mit dem Ziel, dass die gesundheitsbeeinträchtigende Situation für Patient*innen und Krankenhauspersonal korrigiert wird. Eine Pflegerin kann hier nicht untätig bleiben, denn das würde der ureigenen Aufgabe ihres Berufsethos widersprechen. Sie traf damit den Nerv der Öffentlichkeit.
Bereits im Dezember 2003 vergab der Senat den Klinikbetrieb mittels Ausschreibung an Asklepios und privatisierte diesen gegen den Willen der Hamburger Bürger*innen, die zwei Monate später über den mehrheitlichen Verkauf ihrer Krankenhäuser in einem Volksentscheid abstimmen. 76,8 Prozent, fast 600.000 Menschen, waren dagegen. Die veröffentlichten Zustände sind das vorhersehbare Ergebnis voranschreitender Profitgier und des Spardiktats im Gesundheitssektor. Auf keinen Fall ist die nun eingetretene Empörung in der Öffentlichkeit Romana Knezevic anzulasten, die verantwortungsbewusst im Sinne ihrer Kolleg*innen und Patient*innen handelte.
Wir verurteilen die Kündigung gegenüber Romana Knezevic der Asklepios Klinik in Hamburg und fordern die Klinikleitung auf, die Kündigung unverzüglich zurückzunehmen. Des Weiteren appellieren wir an alle Beschäftigtenvertretungen, Gewerkschafter*innen, Politiker*innen und Bürger*innen sich solidarisch an die Seite der Gekündigten zu stellen.
Vorstand der ver.di-Betriebsgruppe der Freien Universität Berlin