“Ein Umdenken muss stattfinden!”

“Ein Umdenken muss stattfinden!”

Interview mit Corinna Kulka, Reinigungskraft im Sonderdienst

Kannst Du Dich kurz vorstellen?

Ich bin Corinna Kulka. Ich arbeite seit 13 Jahren an der FU und bin derzeit in der Nutztierklinik als Reinigungskraft im Sonderdienst tätig. Zu meinen Tätigkeiten gehören Reinigungsangelegenheiten aller Art. Ich reinige Operations- und Betriebswäsche, nähe und flicke diese. Zu meinen Aufgaben gehört auch die Desinfizierung und Reinigung von Tischen, Armaturen, der Schürzenwaschanlage, der Durchgänge und der Flächen in Operationssälen. Ich entsorge auch sensiblen Mülle, extrem blutige Gegenstände, Kanülenbehälter etc.

Welche Ausbildung hast Du?

Ich bin gelernte Ver- und Entsorgerin (Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft) und war in diesem Beruf 18 Jahre tätig, bevor ich an der FU angefangen habe. Ich habe auch den ADR-Schein. Ich weiß daher, wie man sensible Dinge entsorgt. Zwei Drittel der Ver- und Entsorger Ausbildung besteht aus Mechatronik, ein Drittel ähnelt der Ausbildung von Chemielaborant*innen. Ich lernte den Umgang mit Abfällen jeglicher Art, auch mit dem Schwerpunkt Sonderabfall. Dieses Wissen kann ich an der FU auch anwenden.

Wie ist Deine Entlohnung?

Ich bin in der Entgeltgruppe 2 Stufe 5. Das sind in etwa 1800 Euro netto. Große Sprünge kann ich mir nicht erlauben. Mal wieder in den Urlaub fahren wäre schön. Das ist nur alle fünf bis acht Jahre drin. In Berlin in der Nähe meines Arbeitsplatzes kann ich mir nicht leisten zu wohnen, daher fahre ich jeden Tag 50km zur Arbeit. Wenn ich mitbekomme, dass Lohneinsparungen als Erfolg dargestellt werden, kann ich das nicht verstehen. Diese finden auf unserem Rücken und auf Kosten der Kolleg*innen statt.

Was hast du versucht um eine höhere Eingruppierung zu bekommen?

Ich habe mit dem Personalrat eine Geltendmachung auf eine höhere Eingruppierung gestellt. Dann wurde meine Tätigkeit in Absprache mit Unterstützung meines Vorgesetzten analysiert. Der Personalrat hat eine höhere Eingruppierung gefordert. Leider wurde diese dann von der Fachbereichsverwaltung abgelehnt. Die Begründung war, dass meine Tätigkeiten nicht über die einer normalen Reinigungskraft hinaus gehen würden.

Ist noch genug Personal vorhanden?

Von zehn Reinigungskräften in der Nutztierklinik im Sonderdienst sind zwei als letzte übrig geblieben. Die Arbeit wird nun von einer Fremdfirma erledigt. Die Qualität hat durch die Fremdvergabe sehr gelitten. Die Reinigung der Böden oder das Ausleeren der Mülleimer lassen oft wochenlang auf sich warten. Die Fremdkräfte haben eine schlechte Bezahlung und tragen nicht mal Arbeitskleidung, obwohl es sich um infektiöse Bereiche handelt. Wenn wir uns über die schlechte Qualität beschweren, wird uns gesagt, die Firma sei unschlagbar günstig.

Was ist Dein Fazit? Wie siehst du die Zukunft?

Ich habe durchaus großen Respekt vor dem, was unsere Geschäftsstellenleitung stemmen muss. Ich will nicht mit ihr tauschen. Aber man darf auch nicht die Belange des einzelnen kleinen Arbeiters verdrängen. Was, wenn der Fachbereich seine Zertifizierung verliert? Ein Umdenken zu den Arbeitsbedingungen und zur Entlohnung muss stattfinden. Das ist notwendig, um junge dynamische Beschäftigte zu halten und zu gewinnen. Es sollte sich dafür eingesetzt werden, dass die FU ihren Ruf als Exzellenzuniversität behält.

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