Interview mit einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin (anonym)
Welcher Tätigkeit gehst du nach?
Ich arbeite an der FU als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit dem Ziel zu promovieren. Ich führe Experimente im Labor durch. Parallel dazu lehre ich Studierenden, nehme an Konferenzen teil, schreibe wissenschaftliche Artikel und kümmere mich um Dinge, die im Labor anfallen.
Wie wirst du vergütet?
Ich habe großes Glück, eine der wenigen Stellen zu haben, die mit E 13 und 65% Arbeitszeit vergütet werden. Viele Promovierende haben einen Arbeitsvertrag mit nur 50% Arbeitszeit. Das bedeutet, ich müsste eigentlich nur ca. 25 h pro Woche arbeiten. Die meisten Verträge starten mit 3 Jahren Vertragslaufzeit. Es hängt immer davon ab, ob noch Projektgeld da ist und ob sich das Projekt in den Augen der Betreuer*innen noch lohnt, ob man weiter verlängert wird. Dadurch lebt man in ständiger Angst, möglicherweise nicht fertig zu werden. Viele Verlängerungen sind dann auch nur für 3-6 Monate. Es schwebt über einem*r wie ein Damoklesschwert und man befindet sich in einem ständigen Abhängigkeitsverhältnis.
Schaffst du deine Arbeit in den 25 h?
Obwohl wir nur Teilzeit angestellt sind, arbeiten viele WiMis, also auch ich, 40-50 Stunden pro Woche. Diese Überstunden kriegen wir nicht bezahlt. Oft wird gesagt, die 65% Arbeitszeit, also 25 Wochenstunden, sind zum Arbeiten und in der restlichen Zeit arbeitet man dann an seiner Doktorarbeit. In den meisten Fällen sind die Doktorarbeit und die Arbeit aber das gleiche. Das alles ist in der vorgegebenen Zeit meist nicht zu schaffen, vor allem, wenn mal etwas nicht auf Anhieb funktioniert. De facto bin ich Teilzeit angestellt, arbeite aber die letzten 3 Jahre Vollzeit, dazu kommt Nachtarbeit und Wochenendarbeit. Alles natürlich unbezahlt.
Wie funktioniert das praktisch? Die Arbeitszeiten werden doch normalerweise im Gleitzeitbogen dokumentiert.
Mir wurde bei meiner Einstellung nichts davon gesagt, dass ein Gleitzeitbogen existiert oder man seine Stunden notieren soll. Ich habe nur durch eine Informations-E-Mail der FU erfahren, dass es einen neuen Gleitzeitbogen für das neue Jahr gibt. Auch wenn es Gleitzeitbögen gibt, kommt es mir so vor, als sollten wir diese nicht verwenden und selbst wenn, müssten wir vermutlich falsche Zeiten aufschreiben.
Was ist aus Deiner Sicht notwendig, um die Situation zu verbessern?
Ich hatte mich an die ver.di-Betriebsgruppe gewandt, die mir dieses Interview ermöglicht hat. Ich finde, Transparenz herzustellen, ist ein erster wichtiger Schritt. Durch die neue Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs zur Arbeitszeiterfassung müssten Arbeitszeiten lückenlos dokumentiert werden. Dies ist bei uns jedenfalls nicht der Fall. Ich wünsche mir von Personalräten, dass sie an diesem Thema dranbleiben.
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